
Ein lustiges Empfangskomitee war das. Sechs Personen an der Zahl, im Grunde recht übersichtlich. Der erste, der mir ins Auge sprang war Blondie; ein eingeschnappter Engel, der seinen Gefühlen Ausdruck verlieh, indem er die Arme demonstrativ vor der Brust verschränkte. Ohne auch nur ein einzelnes Wort von sich zu geben, erhob er sich von seinem Platz und marschierte davon. Neugierig folgte ich ihm kurz mit dem Blick und glaubte zu hören, wie er nach einigen Schritten doch noch etwas von sich gab. Bevor ich der Sache jedoch wirklich nachgehen konnte, meldete sich auch schon die erste wagemutige Dämonin zu Wort und erklärte, dass die Küche sich gleich gegenüber befand. Ein Glücklicher Zufall, der mich den schweigsamen Griesgram gleich wieder vergessen ließ.
„Ich bin sicher, Gabriel wird viel Freude daran haben, alles aufzuräumen, also mach dir keine Umstände.“ Überrascht hob ich die Augenbrauen und lachte im nächsten Augenblick bereits amüsiert auf, als die Dämonin den entflohenen Engel beim Namen nannte und sich anschließend selbst vorstellte. Doch trotz ihrer freundlichen Worte, wirkte sie irgendwie betrübt und machte nicht den Anschein sich von ihrem Platz erheben zu wollen. „Zur Kenntnis genommen!“, meinte ich also nur daraufhin, ehe ich der Dame von meiner sitzenden Position aus salutierte und abermals von jemanden abgelenkt wurde, der noch gute Manieren zu haben schien. Diesmal handelte es sich um einen Engel.
„Hey Violett, ich bin Cassie, freut mich….Ich hab übrigens auch einen riesen Hunger, wieso musste Gabriel verschwinden? Er macht doch so gutes Rührei.“ „Dieser Gabriel scheint ja eine stützende Säule dieses Haushalts zu sein.“, stellte ich nuschelnd und mit einem Schmunzeln fest, ehe ich mich schließlich vom Boden aufrappelte. Während ich mir den wahrscheinlich gar nicht vorhandenen Staub von meinen Sachen klopfte, nutzte der nächste Dämon die Gelegenheit, um sich klammheimlich aus dem Staub zu machen. „Manierenloses Pack.“, stellte ich mit einer Schnute fest, ehe ich dem munteren Engel zur Küche folgte und mich neugierig in dem Raum umblickte. Kurz darauf gesellte sich der verbleibende, männliche Dämon zu uns. Die beiden kurz ausblendend öffnete ich die Kühlschranktür und schnappte mir wahllos alles Essbares, was ich entdeckte und stapelte es summend auf einem meiner Arme.
"Hat man euch schon gesagt, was unsere tolle Aufgabe ist?", hörte ich einen der namenlosen Dämonen fragen, der mich mit verschränkten Armen betrachtete. Ich nickte kurz. „Mehr oder weniger. Irgendwas mit Siegeln, Weltuntergang, sehr dringend, Welt geht unter, Drama, Eile. Sowas in der Art.“
Aufgeregt wandte ich mich ab, schob die Kühlschranktür mit einem Fuß zu und breitete mein gesammeltes Sortiment auf der Theke aus. Nun machte ich mich daran nach dem nötigen Besteck zu suchen. „Wie weit seid ihr denn mittlerweile gekommen? Also mit der Suche...“, fragte ich und versuchte dabei hüpfend an ein Regal zu gelangen, auf dem ich ein geeignetes Schneidebrett entdeckt hatte. „Ach, Mistding. Kommst du wohl hier runter!“

Nur mit Mühe unterdrückte ich ein Seufzen, während ich die minder begeisterte Mannschaft beim Abzug betrachtete. Zumindest war ich nicht der einzige, der nicht glücklich über die jetzigen Umstände war. Da keiner der Anwesenden sich wirklich Mühe machte mich anzusprechen, blieben mir zumindest unnötige Konversationen erspart. Ich bemerkte also die unzufriedenen Blicke und die Tatsache, dass die Worte der rothaarigen Dämonin eine der Engelsdamen zu einem Lächeln verleitet hatten. Kurz verfolgte ich einige der dunklen Strähnen, die von ihrer Schulter rollten, als sie sich sichtlich unzufrieden zurücklehnte und leere Worte von sich gab, vermutlich um einfach etwas zu sagen und die Vorstellrunde hinter sich zu haben. Das Ammenmärchen Engel seien gutmütige und immerwährend freundliche Geschöpfe konnte ich also bedenkenlos streichen.
Die Hände in den Hosentaschen behaltend näherte ich mich mit langsamen Schritten dem Sofa, bis einer meiner Füße gegen das Polster stieß. Meine Miene war finster, als ich mich ein Stück zu der dunkelhaarigen Engelsdame herunterbeugte und sie prüfend betrachtete, während ich meine nächste Frage stellte.
„Also. Wo fangen wir an? Je eher wir diese Siegel finden, desto eher kann ich hier weg.“ Nun warf ich auch einen kurzen Blick zu der verbleibenden Dämonin im Raum. Doch irgendwas brachte mich dazu meine Augen relativ schnell wieder auf die Dunkelhaarige zu richten. Wahrscheinlich, weil ich glaubte sie sei die kompetentere der beiden. „Also?“